Zeit ist relativ!

Drei Nummern, drei Dates, zwei Reinfälle. Ich verfluche mal wieder die schwule Welt und versuche die Zeit bis zu Date Nr. 3 totzuschlagen, hin- und hergerissen zwischen Pessimismus und Vorfreude. Vielleicht gehe ich ja nächsten Samstag nicht mehr allein ins Boys´n´Beats?! Ich stelle mir vor, wie ich ihn meinen Freunden vorstelle. „Das ist Tobias. Wir haben uns hier letzte Woche kennengelernt.“ Ach nee. Das wird eh wieder nichts. Stattdessen werden meine Freunde wieder sagen „Du bist ja schon wieder allein hier. Waren deine Dates etwa schon wieder Reinfälle?“. – Egal, ich komme ja auch allein klar. Ich habe gute Freunde und zwei gesunde Hände. Aber es wäre doch schön mit Tobias abends, auf der Couch zu kuscheln und fern zu sehen. – Ach was denke ich denn da schon wieder? Ich kenne ihn doch noch gar nicht. Es ist manchmal ganz schön ärgerlich wenn sich die Gedanken selbständig machen.

Eine lange Woche

Gefühlte drei Wochen später ist es dann endlich soweit. Heute Abend treffe ich Tobias, den ich bei der Gay-Flirt-Party kennengelernt habe. Ich war den ganzen Tag so angespannt, dass ich bei der Arbeit nur Mist gemacht hab und beschloss heute eher Feierabend zu machen und die Zeit lieber in mein Äußeres zu investieren. Es ist 19 Uhr als Tobias und ich, uns auf ein Gläschen Wein niederlassen und beginnen zu erzählen. Er ist ganz anders als Kandidat Nr. 1 und Nr. 2. Er ist 29, hat schwarze Haare, Augen wie zwei Kohlenstücke, die einen zu durchbohren scheinen, zwei freche Grübchen, er kann reden und hat etwas zu erzählen. Ich klebe wie gebannt an seinen Lippen, als mein Handy mich unsanft unterbricht. – Eine SMS von meinem Mitbewohner. „Wo bleibst du? Musst du nicht früh raus?“ – Oh Shit. Ich habe völlig die Zeit vergessen. Draußen verabschiede ich mich von Tobias. Mehrfach. Zwanzig Minuten lang. – Jetzt oder nie! Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. Er auf mich. Und dann berühren sich unsere Lippen in einem wahren Feuerwerk und ich muss mich darauf konzentrieren, meine Beine nicht einknicken zu lassen. „Ich rufe dich an!“ sagt er, lächelt und geht.

Eine noch längere Woche

„Tobias, Tobias, Tobias…“, kreisen meine Gedanken und halten mich vom Schlafen ab. Zwischendurch schelte ich mich selbst, weil ich nur noch drei Stunden Schlaf haben, ehe die Arbeit wieder ruft. Nur um dann wieder abzuschweifen: „Tobias, Tobias, Tobias, …“. „Ich rufe dich an!“ Wie ich diese Floskel hasse. Ich selbst habe sie in letzter Zeit fast inflationär verwendet. Haben sich die Anderen dann auch immer so viele Gedanken gemacht? – Vier Tage sind vergangen, seit dem Date mit Tobias. Vier Tage sind vergangen, seit diesem unglaublichen Kuss. Vier Tage! Und er hat sich natürlich nicht gemeldet. – Ich schwanke zwischen Hoffnung und Abschreiben. Ich wollte aus Ärger sogar schon seine Nummer löschen. Aber dann würde ich ja nicht mehr sehen wenn er anruft. Mist! Und nun? Ich war schon seit einer Woche nicht mehr bei GayRomeo online. Ich hatte keinen Bock zu chatten. Meine Gedanken kreisten eh nur um Tobias. Schon wieder klingelt dieses dämliche Handy. Eine SMS. „Hi. Ich bin morgen im Boys´n´Beats und würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen. Tobias“. Meine Mundwinkel wandern nach oben und ich lasse mich vor Freunde ausgelassen auf mein Bett fallen.

Wir sehen uns am Freitag und dann stelle ich euch Tobias vor!
Euer Andi

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